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Crowdfunding, Crowdlending, Crowdinvesting – wo liegt eigentlich der Unterschied?

Während man in Europa häufig alles in einen Topf wirft und dort Geld aus der Crowd eben irgendwie Geld aus der Crowd ist, wird in den USA stärker zwischen den einzelnen Formen der Schwarmfinanzierung unterschieden. Kein Wunder, denn Sie eignen sich eigentlich auch für völlig unterschiedliche Zwecke.

Das Geld liegt in den USA buchstäblich auf der Straße. Denn dem Finanzdurst von Unternehmen und Unternehmern steht der für Sparer seit Jahren schon katastrophale Leitzins der US-Notenbank gegenüber, der für Geld auf der hohen Kante nicht all zu viel vorsieht. Private Investoren jedweder Couleur tummeln sich deshalb zuhauf auf Portalen für die so genannte Schwarmfinanzierung, die nach wie vor eine vergleichsweise hohe Rendite versprechen.

Doch welche Art von Crowd-Finanzierung eignet sich wofür?

Crowdfunding

Der Prototyp des Crowdfundings ist die 2009 in New York gegründet Online-Börse Kickstarter, die nicht nur Vorreiter sondern nach wie vor der erfolgreichste und mit 12 Millionen Usern auch größte Anbieter von Crowdfunding in den USA ist, wobei der Schwerpunkt bei Kickstarter auf der Finanzierung von Projekten und Geschäftsideen liegt, im Gegensatz zur generellen Finanzierung von ganzen Unternehmen oder Start-Ups.

Diese Projekte und Ideen könnten bei Kickstarter gerne etwas künstlerisch angehaucht, vor allem aber müssen sie ganz generell in irgendeiner Weise kreativ oder innovativ sein – am Besten gleich alles davon.

Bei Kickstarter finden sich so vor allem Projekte aus den Bereichen Kunst, Film, Musik und Design, wobei Konkurrenzportale wie etwa Indiegogo wieder eine etwas andere Ausrichtung haben und hier auch viele technische Projekte zu finden sind.

Um an das Geld der Menge zu kommen muss man sich auf einem solchen Portal – und so funktionieren im Prinzip alle Crowdfunding-Plattformen – zunächst registrieren und seinen Projektvorschlag einreichen, zusammen mit Beschreibungstexten und anderem Informationsmaterial in Form vom Bilder, Grafiken, Broschüren und Videos. Es wird dann eine Mindestsumme, die erreicht werden muss und ein Zeitraum für die Finanzierungskampagne festgelegt, innerhalb derer dieses Finanzierungsziel erreicht werden muss, weshalb eine erfolgreiche Kampagne heutzutage von vorne herein sehr viel zusätzlich Promotion benötigt.

Im Gegenzug für ihren finanziellen Beitrag erhalten Crowdfunder niemals Geld, sondern werden in der Regel buchstäblich in Naturalien ausbezahlt, wie etwa einen Buch, einer CD, eine Flasche Hot Pepper Sauce oder eben mit einem Exemplar des Produkts, um das es grade geht.

Crowdlending

Crowdlending ist etwas ganz anderes als das klassische Kickstarter-Crowdfunding, da es hier um das bloße Verleihen von Geld geht, also um Kredite, die allerdings auch bei Crowdlending irgendwann einmal zurückgezahlt werden müssen. Es handelt sich also auch hier nicht etwa um ein Geschenk des Himmels, sondern um viele Mikro-Kreditgeber aus “der Crowd”, die dafür auch entlohnt werden wollen in Form von Zinsen, so dass Crowdlending – auch Peer-to-Peer-Lending genannt – eine Art Pendant zum klassischen Bankkredit darstellt, und diesen derzeit in den USA auch stark verdrängt.

Denn: Während man sich bei Banken bei der Beantragung eines Kredits in der Regel bis auf die Unterwäsche ausziehen muss und Business- und sonstige Pläne meist im Zentnermaßstab mit der Schubkarre anschleppen kann, werben Crowdlending-Portale wie etwa Fundingcircle oder LendingClub damit, dass eine Beantragung eines solchen Kredits wesentlich schneller (“innerhalb von 24 Stunden” sogar bei Fundingcircle) und nur mit einem Bruchteil des Aufwands von statten geht. Auch die Konditionen, sprich Zinssätze, sollten deutlich günstiger sein, was allerdings immer vom konkreten Fall abhängt und dann speziell von der Risikobewertung abhängig ist. Riskantere Projekte zahlen höhere Zinsen als Projekte, die als bombensicher ausgewiesen sind, da schlussendlich immer die Gefahr besteht, dass das Unternehmen Schiffbruch erleidet und die Kreditgeber am Ende leer ausgehen.

Deshalb bedeutet auch Crowdlending nicht, dass man einfach völlig unbesehen an Massen von Geld bekommt. Auch hier sind Erfolg und Misserfolg maßgeblich von der Präsentation des Unternehmens bzw. des Projekts abhängig, wobei es beim Crowdlending eher weniger um höchste Kreativität und Spritzigkeit geht, sondern im Gegenteil um Berechenbarkeit und Beständigkeit. Das heißt, es muss den Microlendern irgendwie klar gemacht werden, dass sie ihr sauer Verdientes auch eines Tages wiedersehen werden.

Crowdinvesting

Während in Europa Plattformen wie seedmatch.de gerne von “Funding” und “Investment” sprechen, schlussendlich aber Crowdlending meinen, weil auf diesen Plattformen in der Regel nur Kredite vermittelt werden, bieten US-Plattformen wie seedinvest.com oder seedrs.com tatsächlich auch richtiges Investing an, im Sinne einer Finanzbeteiligung an einem Unternehmen in Form von Anteilen bzw. Aktien (Securities).

Eine Ausschreibung auf einem solchen Portal kommt dementsprechend dann fast schon einem Börsengang gleich, wobei der hauptsächliche Unterschied zu einer echten Börse darin besteht, dass beim Crowdinvesting in der Regel nur ein Bruchteil der vorhanden Aktien zum Verkauf angeboten wird (nie mehr als 20%), und dass auch keine langwierige und vor allem äußerst kostspielige Börsenzulassung benötigt wird.

Mit Crowdinvesting können dementsprechend auch völlig andere Summen generiert werden als mit Crowdlending oder Crowdfunding. Nicht selten liegen die Investments in Summe in der Höhe von mehrstelligen Millionenbeträgen – sofern die Firma, das Geschäftskonzept und die Bewertung des Ganzen das auch hergeben. Crowdinvesting eignet sich im Gegensatz zu Crowdlending oft sogar für Start-Ups, wenngleich auch eher für solche, die die erste Gründungsphase schon hinter sich gelassen haben und nun eine Anschlussfinanzierung suchen.

Nicht selten tritt man auf diesen Portalen auf Firmen, die bereits ein oder mehrere Finanzierungsrunden auf Crowdfinancing-Portalen hinter sich haben und die dadurch auf eine gewissen Größe angewachsen sind.

Der Nachteil: Es sind, wenn Anteile verkauft werden, dann auch Teilhaber da, die vom Kuchen fortlaufend ein Stück abhaben möchten und die sich auch nicht ohne Weiteres einfach wieder aus dem Boot scheuchen lassen – es sei denn man zahlt Sie aus in Form eines Aktienrückkaufs, der später unter Umständen dann aber teuer werden kann.

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